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Andrea Yildiz • Rebranding Expert | Brand Strategist

weiß, dass jedes Unternehmen, egal wie jung oder klein, einen bezahlbaren und professionellen Marktauftritt verdient.

Die Marke Marilyn

6. August 1962: Ein 19-jähriges Mädchen steht fassungslos vor dem Titelblatt der Bildzeitung am Timmendorfer Strand:

„Die Monroe ist tot.“

Für sie bricht eine Welt zusammen. Sie kann es nicht fassen, dass ihr Idol nicht mehr da ist.

Was man nicht für möglich hält: Dieses Mädchen ist Alice Schwarzer.

Die unbekannte Marilyn war das Thema der Ausstellung im historischen Museum der Pfalz in Speyer. Und wenn mir eines völlig unbekannt war, dann die Tatsache, dass Deutschlands bekannteste Feministin sich ausgerechnet die Monroe zum Vorbild nahm.

Man möchte meinen, Marilyns Leben ist bereits von allen Seiten ausgeleuchtet und inszeniert worden. Die unbekannte Marilyn aber zeigt sich hier jedoch in ganz anderen Bildern.

So überlege ich mir vor dem Museumsrundgang, was ich in den nächsten Stunden wohl Neues über sie erfahren werde?

Die Tatsache, dass die kleine Norma Jeane Baker als Kind ganze 16 Pflegefamilien durchleben musste? Dass sie diszipliniert mit Hanteln trainierte und man ihr eigene Kosmetikserien widmete? Dass sie ihren Terminkalender (und damit ihre Karriere) akribisch geführt und geplant hat?

Ja, auch wenn all das nicht das erste ist, was man mit der Monroe verbindet. Typische Assoziationen sind Stilikone, Schauspielerin, Kultfigur, Sexsymbol, und schließlich Mythos, wenn es um ihren Tod geht.

Wer denkt da an die Unternehmerin, Influenzerin ihrer Zeit, Vorbild für Feministinnen oder gar strategisches Markengenie? In unseren Gedanken singt sie eher davon, dass Diamanten ihre besten Freunde sind.

Ich entscheide mich also, die Ausstellung als Markendetektiv zu durchschreiten. Damit kenne ich mich schließlich besser aus als mit Lockenwicklern oder Stöckelschuhen.

Und ich frage mich: Besteht die Monroe den Markencheck?

Meine Detektivarbeit fängt an.

Dr. Alexander Schubert, der Museumsdirektor, führt uns durch die wunderbar inszenierte Ausstellung. Ich werfe mein kariertes Sherlock Cape um und zücke meine Lupe.

Foto: Ted Conover

„Ich versuche mich selbst zu finden. Manchmal ist das nicht leicht.“

Marilyn wird zunächst als Fotomodell entdeckt. Ganz klassisch geschieht die erste, äußerliche Veränderung aufgrund einer Shampoo Werbung: Ihre brünetten, lockigen Haare werden wasserstoffblond, geglättet und liegen ab sofort in großen Wellen.

Ihrem damaligen Vorbild Jean Harlow, kommt sie damit optisch sehr nahe. Der erste, äußerliche Schritt zum späteren Markenzeichen der Monroe ist vollbracht.

Es folgt der erste Vertrag als Nachwuchsschauspielerin 1946 und die Entscheidung für einen Künsternamen: Aus Norma Jeane Baker wird Marilyn Monroe.

Aus Karohemd und Unschuld wird das blonde Sexsymbol.

Dieses markante Bild von ihr wird sich bis zu ihrem Tod nicht mehr ändern. Andy Warhol verewigt sie später in knallbunten Popart Grafiken, aber die Marke Marilyn bleibt in unseren Köpfen für immer blond und rotlippig.

Ab jetzt blond und sexy

Ihr Corporate Design steht und damit die erste Säule ihrer Markenidentität.

Ich zücke mein Notizbuch und setze meine erstes Häkchen im Markencheck.

„Gib einem Mädchen die richtigen Schuhe und sie kann die Welt erobern.“

Wie im Spiel Cluedo beschreite ich einen neuen Raum, um meine Ermittlung fortzusetzen. Hier sieht man nun die ersten Drehbücher und Filmrequisiten.

Ich checke die nächste Markensäule: Ihre Corporate Communication. Wie hat Frau Monroe es damit gehalten?

In den folgenden Jahren nimmt ihre Schauspielkarriere an Fahrt auf. Zwar ist ihre Sprache durch Texte in Filmskripten vorgegeben und engt sie ein. Aber sie weiß sich zu helfen: Sie verschiebt ihre Kommunikation zunächst fast vollständig auf ihre Körpersprache.

Und ihre ersten, typischen Rollen unterstützen diesen Markeneffekt: kurvig, verführerisch, manchmal etwas dümmlich, aber immer begehrenswert.

Sie ist der bunte Hingucker in der schwarz-weißen Nachkriegszeit, als Menschen nach Vergessen und Lebensfreude lechzen.

Blondes Gift

Endlich traut sich jemand, viel Haut zu zeigen. Oder sich den Rock durch den Lüftungsschacht bis zu den Ohren hochwehen zu lassen, dabei laut zu lachen und auf hohen Absätzen die Welt zu erobern.

Ihre Message an die Menschheit scheint zu sein: Alles ist möglich. Bist du dabei?

Und die Welt antwortet ihr einstimmig mit: Hell, yeah!

Ich setze das zweite Häkchen.

„Wenn ich immer alle Regeln befolgt hätte, hätte ich es nie zu etwas gebracht.“

Nun werfe ich einen Blick auf die dritte und letzte Säule der Marke Marilyn: Ihr Corporate Behaviour.

Wir alle wissen: Rebellen und Gegen-den-Strom-Schwimmer haben es markentechnisch immer viel einfacher. Warum? Sie genießen sofortige Sichtbarkeit. Sie ecken an. Sie polarisieren. Das ist bis heute eine höchst effektive Strategie.

In den späten 50ern beschränkt sich Marilyn schon lange nicht mehr auf ihre Körpersprache. Sie hat ihre eigene, starke, emanzipierte Stimme gefunden. Nicht zuletzt, weil sie sich ständig als Schauspielerin weiterbildet. Auch ihre Beziehungen und Ehen lassen sie charakterlich reifen.

Als ihre einseitigen Klischeerollen sie zunehmend nerven, gründet sie ihre eigene Produktionsfirma: Die Marilyn Monroe Productions Inc.

Ich notiere und staune.

Und was macht sie als frisch gebackene Unternehmerin? Endlich durchstarten?

Nein, das wäre wohl zu angepasst gewesen. Stattdessen erscheint sie unvorbereitet und verspätet zu Drehterminen, sorgt für Unruhe am Set und verhält sich zunehmend unprofessioneller. Nur ein einziger Film („Der Prinz und die Tänzerin“) entsteht unter ihrer eigenen Produktionsfirma.

Mist. Ich sehe Gefahr für das dritte Häkchen.

Nach zwei Jahren Filmpause folgen neue Filmverträge mit Century Fox, doch ihre Arbeitsmoral wird eher schlechter. In dieser Zeit nimmt sie Schlaftabletten, um nachts zur Ruhe zu kommen und Aufputschmittel für den Tag. Eine fatale Kombination, die später leider auch Elvis für sich entdecken soll.

Marilyn singt für Kennedy

Ihre letzte öffentliche Rebellion erfolgt an Kennedys Geburtstag: Obwohl sie krankheitsbedingt nicht dreht und die Filmarbeiten zu „Something’s Got o Give“ wegen ihr brachliegen, lässt sie sich nach New York fliegen, um dem Präsidenten das berühmte Ständchen zu bringen.

Gute zwei Monate später stirbt Marilyn Monroe durch eine Überdosis ihres Schlafmittels.

Vom Arzt verschriebener Tod: Marilyns Barbituraten

Puh. Ich muss mich setzen. Und weil es wohl den meisten Besuchern so geht, ist in diesem Teil des Museums für genug Sitzplatz gesorgt. Hinter weißen Vorhängen darf man sich zurückziehen und alles noch einmal auf sich wirken lassen.

Als ich wieder klar denken kann, überlege ich, wie die dritte Säule der Markenbildung, ihr Unternehmensverhalten so abschmieren konnte? Objektiv betrachtet hat sie hier auf voller Breite versagt. Es war Marilyns schwächstes Standbein. Hier stimmte die Statik irgendwann einfach nicht mehr und brachte das Werk letztendlich zum Einsturz.

Ich streife das Cape ab und packe die Lupe wieder ein. Das letzte Häkchen kann ich dann wohl leider nicht setzen. Ich diktiere für meinen Abschlussbericht:

“Die Marke Marilyn bricht letztendlich nicht an ihrem Verhalten in Bezug auf ihre Karriere, Kollegen, Fans oder Vertragspartner. Wohl eher an ihrer verletzten Seele.”

„Unvollkommenheit ist Schönheit, Wahnsinn ist Genialität und es ist besser absolut lächerlich als absolut langweilig zu sein.“

Auf der Autofahrt nach Hause durch die Nacht bin ich ein bisschen sauer auf Marilyn. Wäre sie damals meine Kundin gewesen, hätte ich ihr aber was erzählt. Und zwar frühzeitig.

Und ich denke: Was wäre, wenn sie damals anders gehandelt hätte? Wenn sie auch an dieser Säule professionell gearbeitet hätte?

Dann wäre wohl auch sie irgendwann, wie all die anderen Hollywoodstars, glamourös gealtert, vielleicht in Schönheit und Würde. Aber ohne in uns diesen verwirrenden Schmerz zu hinterlassen, den man immer neu spürt, wenn man eines ihrer Portraits anschaut und alles in einem still wird.

Die Fassungslosigkeit und Melancholie, die sie bis heute in uns zurück lässt.

Das ist ihr letzter großer Akt. Er ersetzt die dritte Säule.

 

Er macht Marilyn nicht nur zur Marke. Er macht sie unsterblich.

Ich schaue zu den Sternen über der Autobahn, nicke und setze in Gedanken das letzte Häkchen.

Die Marke Monroe

Alle gezeigten Exponate und Fotos sind Leihgaben von Ted Stampfer, die wir netterweise fotografieren durften.

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