Schreibe dein erstes Buch
Mein Erfahrungsbericht
Im Januar 2024 erschien mein erstes Sachbuch „Customer Experience leicht gemacht“ im GABAL Verlag.
Doch bis dahin war es ein Weg mit vielen Irrwegen und Umleitungen. Und das war gut so.
Jeder von uns hat zu irgendeinem Zeitpunkt im Leben wohl schon einmal diesen Gedanken gehabt: Könnte ich eigentlich ein Buch schreiben?
Ich bin in einer Generation aufgewachsen, die vor Ehrfurcht erstarrt ist, wenn sich jemand „Autor“ nannte. Boah! Das kam direkt nach Rockstar und Hollywoodschauspielerin.
Heute kann zum Glück jeder – nicht zuletzt dank Selfpublishing – ein Buch auf den Markt bringen.
Ich hatte nach einigen Schreibversuchen (und es kam sogar ein selbstverlegtes Buch mit Kurzgeschichten heraus) zunächst gar nicht vor, bei einem Verlag ein Buch zu schreiben, sondern wollte für meine KundInnen ein Whitepaper erstellen.
Alle Blogger sind Autoren
Im Sommer 2018 wurde ich als Speaker auf einem Bloggerevent eingeladen und dort traf ich Ulla Nedebock, Autorin, Autorencoach und Verlagsscout beim Humboldt Verlag. Während wir uns angeregt in der Mittagspause unterhielten, fragte mich Ulla, ob ich auch einen Blog hätte. Als ich bejahte, sagte sie etwas, das mich damals stutzig machte:
„Also bist du ja bereits Autorin.“
Krass. So hatte ich das bis dahin nämlich überhaupt nicht gesehen. Aber ja – wer Texte verfasst, ist faktisch Autor.
Was sie dann sagte, war entscheidend:
"Wenn du all deine Blogartikel oder deinen Social Media Content mal zusammenfassen würdest, hättest du ja bereits ein Sachbuch."
In meinem Kopf formte sich ein immer konkreteres Bild: Ein Cover, oben rechts steht „Andrea Yildiz“, in der Mitte ein Titel, unten ein Verlagsname…ja. Es wäre wirklich möglich…
Einfach mal machen, könnte ja gut werden
Ulla und ich blieben in Kontakt – sie buchte mein Marken Makeover und bekam ein neues Corporate Design und ich buchte sie als Autorencoach für mein Sachbuch-Pojekt.
Als erstes lernte ich, wie man Themen sammelt und sie fürs Inhaltverzeichnis strukturiert. Danach geht es ans Erstellen eines Exposés: Hiermit stellst du deinem Wunsch-Verlag dein geplantes Buch im Detail vor und lieferst erste Textausschnitte (z.B. ein kurzes Kapitel oder fünf interessante Seiten). Ein Exposé ist so aufgebaut:
1. Beschreibung des Buchprojekts (Inhalt, Aufbau des Themas, Kernaussage des Buchs)
2. Verkaufsargumente für dein Buch
3. Daten wie geplanter Titel (Arbeitstitel), geschätzter Seitenumfang und geplantes Fertigstellungsdatum des Manuskripts
4. Zielgruppe des Buchs
5. Wettbewerb der schon vorhandenen Bücher zum Thema und was dich davon abhebt
6. USP (Alleinstellungsmerkmal)
7. Infos zu dir als AutorIn
8. Marketingaktivitäten, die du leisten kannst
9. Vorläufiges Inhaltsverzeichnis
Anmerkung: Bitte schau mal auf der Webseite deines Wunschverlags nach, ob sich dort schon ganz konkrete Anweisungen zum Exposé finden lassen. Viele zeigen eine Art Vorlage.
Selbst verlegen oder Verlag?
Zu dieser Entscheidung findest du im Netz Unmengen an Informationen und genau so viele Meinungen. Ich hatte nie wirklich vor, mit einem Verlag zu arbeiten, sondern mir ging es primär darum, mein Thema in die Welt zu schicken. Einen leichten Einstieg in „Customer Experience“ zu erschaffen, der sich locker liest und hilft, schnell in die Umsetzung zu kommen.
Ulla gab mein Exposé an drei Verlage weiter und plötzlich hatte ich zwei Angebote auf dem Tisch. Damit hätte ich nie gerechnet. Das Buch hätte ich so oder so geschrieben. Nun hatte ich sogar eine Wahl!
Als dann der Autorenvertrag vor mir lag, wurde es ernst. Und es fühlte sich absolut richtig an. Es gab meinem kleinen Projekt einen offiziellen Stempel. Da stand plötzlich ein professionelles Team vor mir, was mit mir arbeiten wollte.
Der Autorenvertrag verwandelte mein kleines Whitepaper-Pojekt nun in etwas Offizielles, Glaubhaftes. Mit Rechten, Pflichten und einer Deadline, die mich antrieb.
Nun galt es also, nicht zu enttäuschen – weder meine Leserschaft noch den Verlag. Ich wollte mir weder halbherzige Recherchen oder Quellenangaben leisten noch Aussagen, die später auf dem hochoffiziellen Prüfstand nicht standhalten würden. Dieser Vertrag hob meine Arbeitsweise wohl nochmals auf ein neues Level, muss ich sagen.
Ein Buch zu schreiben, bedeutet Einsamkeit
Im November 2022 hatte ich das grobe Inhaltsverzeichnis, meinen Intro-Text und einige erste Kapitel schon fertig gehabt. Mit dem Autorenvertrag schaltete ich meinen Kopf um: Von Kundenprojekte auf Autorin sein. Doch erst einmal wollte ich endlich Urlaub machen.
Mitte Mai flog ich in unser Ferienhaus an der lykischen Küste und erlebte ein wirklich seltsames Phänomen: Fünf (!) Wochen Dauerregen, Gewitter, Stürme und Kälte. Sehr ungewöhnlich für die Region und Jahreszeit. An Strandbesuche und faul am Pool liegen war nicht zu denken. Also legte ich mehr Holz ins Kaminfeuer, hüllte mich in eine dicke Decke und schrieb weiter an meinem Buch.
Eine sehr einsame und monotone Zeit begann. Aufstehen, frühstücken, schreiben, Essen kochen, schreiben, schlafen gehen. Und täglich grüßt das Murmeltier.
In dieser Zeit wurden mir – völlig unerklärlich – genau die richtigen Posts, Reels, Podcast-Episoden und Bücher vors Gesicht gespült. Meine Geistesblitze und die Gewitterblitze draußen traten in eine Art Wettkampf. Meine Ideen flossen genauso schnell, wie all der Regen, der von den Bergen ins Meer floss. So schaffte ich, ungeplant, einen großen Teil des Schreibens während meiner eigentlich Sommer-Auszeit.
Als ich wieder in Deutschland war, wollte ich nur noch Sonne und Urlaub. Ich war müde. Doch das deutsche Wetter hatte leider auch nur Regen für mich parat. Teil zwei des Buchs wurde so ein echt zähes Durchbeißen. Einfach weitermachen. Seite für Seite. Zeile für Zeile. Wort für Wort.
Ein Buch schreiben musst du dir leisten können
Was mir in dieser Zeit besonders schwer fiel: Tolle Kundenprojekte abzusagen. Mein Gehirn funktioniert leider nicht so, dass ich mich aus dem Schreib-Tunnel dann mal schnell in ein Kundenprojekte hineindenken kann. Diesen Spagat krieg ich nicht hin. Ich wusste, wenn ich schreibe, kann ich nicht parallel Geld verdienen.
Auch der Verlag geht jedoch am Anfang des Buchprojekts für dich in Vorkasse: Lektorat, Korrektorat, Coverdesign, Buchsatz, Druck, Logistik, Marketing und Werbung auf Social Media, Amazon oder Buchmessen müssen gestemmt werden. So freut sich jeder Verlag, wenn seine Autoren schon einmal eine Menge Bücher für ihren Eigenbedarf abnehmen. Damit finanziert sich dann ein Teil der Druckkosten. Hier kam ein vierstelliger Betrag auf mich zu, den ich nicht mal so eben aus der Portokasse bezahlen konnte und den ich nun erstmal wieder einspielen muss, um hier auf eine schwarze Null zu kommen. Üblich ist ein Autorenrabatt von 30%. Ich muss zugeben, dass es wehtut, zu wissen, dass der Platzhirsch Amazon mit seiner Marktmacht ca. 55% Rabatt bekommt. Autsch.
Überhaupt verdienst du als Autor am Buchverkauf den kleinsten Anteil. Der Verlag, der Handel, alle bekommen mehr als du selbst. Das musst du also wissen und akzeptieren wollen.
Manuskript fertig. Und jetzt?
Zwei Wochen vor der Deadline gab ich mein Manuskript ab. Mit viel Herzklopfen drückte ich auf „Senden“. Als Autorin fiel nun ein riesiger Rucksack von meinen Schultern. Doch nun fing eine andere Arbeit an, die mir großen Spaß machte:
Nach drei Wochen meldete sich meine Lektorin Sabine Rock mit dem lektorierten Manuskript zurück. Nun hieß es, Texte verbessern, umformulieren und manches auch rigoros streichen. Ich war so überrascht, wie wenig fremd sich mein Text nach all den Verbesserungen durch sie für mich las. Es war immer noch mein Buch, ohne ihre Tonalität, die man zwischen den Zeilen spürte. DAS ist eine wahre Kunst! Daher fand ich die Arbeit mit Sabine Rock einfach wunderbar und kann sie wärmstens empfehlen.
Parallel zum Lektorat, Buchsatz und Korrektorat wurde nun vonseiten des Verlags der Designer Thierry Wijnberg für mein Buchcover beauftragt – wie spannend! Meine Wünsche durfte ich in einem Briefing-Ddokument vorab mit einbringen. Ich war auch direkt von Thierrys Vorschlägen angetan und so fiel die Design-Entscheidung auch sehr schnell.
Bis zum finalen Dokument, was dann auch so in den Druck geht, vergingen nochmals fast vier Monate. Das war wirklich eine zähe Wartezeit, weil du als Autorin ja schon ewig geliefert hast, aber immer noch kein Buch da ist. Anfang Dezember ging mein Buch endlich in Druck.
Ein großer Moment: Meine Freiexemplare kamen direkt aus der Druckerei:
Upps - ich muss mich neu positionieren!
Sobald du dein Buch endlich in den Händen hältst, fängt die eigentliche Arbeit eigentlich an: Das Verkaufen, Promoten, Netzwerken, Vortragen, Posten.
Für mich war es auch ein großer gedanklicher Kraftakt, meine Positionierung nochmal anzupassen. Wenn man mich nämlich nun googelt, ploppt ja überall das Buch und das Thema CX auf. Allein durch die großen Domains Thalia/Mayersche, Hugendubel, Osiander, Weltbild und den anderen Buchhändlern.
Über Nacht war ich nicht mehr nur Rebranding Expertin, sondern vor allem Autorin und CX-Pro. Auch fiel der Begriff „Expertin für Postagilität.“ Den Begriff musst ich, ehrlich gesagt, erstmal googeln…
So hat mein Buch quasi mein eigenes, kleines Rebranding ausgelöst. Zumindest, was meine Leistungen und Angebote angeht.
Der Damm bricht
Einen wirklich großen Moment erlebte ich im Thalia Heidelberg: Dort stand mein Buch schon zwei Tage nach Erscheinungstermin im Wirtschaftsbereich und ich war völlig überwältigt. Das kann man nicht beschreiben und mir fehlten einfach die Worte.
Dies ist so ein Moment, auf den du monatelang hingearbeitet hast. Das Durchbeißen. Deine genialen Ideen, die du später als Quatsch so leicht aus dem Manuskript streichst. Die Tage, wo nichts mehr ging und ich müde vom Schreiben war. Der nicht stattgefundene Sommerurlaub.
In diesem Moment hat sich alles entladen:
Meine 10 Learnings
1. Ein Buch zu schreiben ist einfach.
2. Ein Buch zu schreiben ist schwer.
3. Ein Buch zu schreiben macht einsam.
4. Ein Buch zu schreiben ist Teamwork.
5. Ein Buch zu schreiben muss man sich leisten können.
6. Ein Buch zu schreiben macht dich glaubwürdig und ist die beste Visitenkarte.
7. Ein Buch zu schreiben macht dich und deine Lieben stolz.
8. Ein Buch zu schreiben lässt dich Amazons Marktmacht hassen.
9. Ein Buch zu schreiben bringt Konsequenzen, die du vorher nicht kanntest.
10. Ein Buch zu schreiben ist meist erst der Anfang für weiter Bücher.
Wusstest du, dass dieses Buch doppelt hilft?
Ich habe in einem ZDF-Beitrag die Arbeit von Bettina Manu-Landgrafe gesehen und mich spontan entschlossen, den Buchgewinn ihrer Hilfsorganisation Madamfo-Ghana zu spenden.
Wenn du das Buch kaufst, tust du also nicht nur dir und deinem Business etwas Gutes, sondern hilfst den Ärmsten der Armen, die unter menschenunwürdigen Verhältnissen leben müssen.
Vielen Dank für deine Hilfe und ganz viel Spaß beim Lesen!